Übung

Übung

"Jeder Augenblick ist die beste aller Gelegenheiten"

Beim achtsamen Üben geht es nicht um Leistung, es gibt kein „richtig“ oder „falsch“. Nicht was bei der Übung raus kommt zählt, sondern was für den Menschen bei der Übung „rein kommt“. Die Übung bietet einen offenen Raum für Erfahrung, es muss nichts sein, kein Ergebnis erzielt werden. Diese Offenheit reduziert Stress schon im Vorfeld und entlastet. Es geht nicht um einen Idealzustand, sondern um ein lebendiges Jetzt. Jede Übung ist begleitet von einer Phase des Nachspürens. Sie ist ein bewusstes Verweilen in der Empfindung und dient zur Vertiefung und Integration der gemachten Erfahrung.

Wir üben die Haltung der wohlwollenden, freundlichen Aufmerksamkeit für sich selbst, eine Körper- und Selbstwahrnehmung, die frei ist von Wertungen. Die freundliche Selbstannahme ist unser Ausgangspunkt. Das „Annehmen was ist“ - Akzeptanz im Moment, öffnet die Tür für Veränderung. Wir üben die ungeteilte Aufmerksamkeit im Augenblick, das bedeutet:
die Zerstreuung des Geistes abzustellen. Wir lassen die Gedanken, Empfindungen, Gefühle kommen und Gehen, nehmen sie wahr und lassen sie wieder weiterziehen. Wir beschäftigen uns nicht damit und geben ihnen keine Aufmerksamkeit. Wir üben, uns nicht daran festzuhalten. Das gesamte Nervensystem entspannt sich und tiefe innere Sammlung entsteht. Sie bewirkt innere Ruhe und gleichzeitig wache Aufmerksamkeit für den Augenblick.

Alltag als Übung:

Der Alltag IST Übung und schließt aber eine besondere Zeit für Übungen nicht aus, eine Zeit in der wir uns nach Innen ausrichten, ohne Ablenkung. Genau das ist es, was oft so schwierig ist. Wir reißen immer wieder aus, sind mit den Gedanken und Gefühlen woanders. Durch regelmäßige Übung können wir einen Bewusstseinszustand ausbilden, der uns dann im Alltag begleiten kann. Das bedeutet auch, sich selber Gutes zu tun und kleine Pausen zum Kraft schöpfen zu nützen.

In der personalen Atem-, Stimm- und Leibtherapie ist eine wesentliche Grundübung "im Hara zu sein“ (japan. Bauch, Mitte). Im Bauch und Becken den körperlichen Schwerpunkt zu erfahren, aber auch die Quelle der persönlichen Kraft. „Hara“ steht für einen Zustand der Integration, der Einheit der Persönlichkeit auf allen Ebenen.

„In seinem Verhältnis zur Welt erscheint der Mensch dann „in seiner Mitte“ wenn seine Verfassung unstörbar das ewige Aus und Ein des Atems zulässt, darin er sich in die Welt hinein gibt, ohne sich zu verlieren, bei ihr verweilt, ohne verschlungen zu werden, sich zurück nimmt, ohne sich zu trennen und bei sich bleibt, ohne sich zu verhärten.“
(aus „Der doppelte Ursprung des Menschen“, K.G.Dürckheim)

Jedes Tun verleitet uns dazu den Bezug zur eigenen Mitte zu verlieren. Jeder Augenblick, jede alltägliche Handlung kann aber auch eine Gelegenheit sein, diese Haltung „der eigenen Mitte“ zu üben. So wird es möglich auch in schwierigen Situationen gelassen zu bleiben, ganz „bei sich zu sein“ und von da aus bei dem, was wir tun. Den Alltag als Übung zu begreifen bedeutet uns ganz auf das Leben einzulassen.

Waltraud Aigner, praxis@atemstimme.com, tel. 0650 / 900 14 67